Donnerstag, 3. November 2011

Junge, wie die Zeit vergeht...

Sechs Wochen ist mein letzter Post mittlerweile her und in der Zwischenzeit hat sich natürlich mal wieder einiges getan:  

Beim letzten Mal hatte ich ja bereits angekündigt, dass ich Santiago verlassen würde, unter anderem weil es dort unglaublich teuer ist. Nachdem ich den Sprachkurs in Santiago also Ende September beendet hatte, hielt mich außer den neugewonnenen Freunden (was ein nicht ganz außer Acht zu lassender Faktor war!)
nicht viel dort und nach einem kurzen Intermezzo in einigen touristischen Orten bin ich seit mittlerweile drei Wochen in einer Stadt, die sich Iquique [ i' kike ] nennt und etwa 25 Stunden nördlich von Santiago liegt.
Wie ich hier gelandet bin?

Ich wollte an einen Ort, an dem ich für Kost und Logis jobben könnte. Außerdem wollte ich den chilenischen Sommer ein wenig genießen und dafür natürlich am besten am Meer sein, um dann ab und an mal surfen zu gehen.
Deshalb bin ich schließlich im Hostel La Casona 1920 gelandet. Abgesehen von mir arbeiten hier noch zwei andere Deutsche (Susanne 19 und Jakob 22), die beide total nett sind und ohne die das Ganze hier nur halb so witzig und nett wäre! Ich arbeite hier an der Rezeption und tue das, was man dort so alles zu tun hat: Ich nehme Reservierungen an, beantworte Anfragen per Email oder am Telefon, empfange die Gäste, zeige ihnen das Hostel und versuche ihnen bei jeglichen Rückfragen behilflich zu sein. 

Das geht sogar so weit, dass ich mich auch mal um 6 Uhr morgens mit der Polizei auseinandersetzen musste, weil in das Auto unserer Gäste eingebrochen wurde...
 
Aber natürlich will ich hier nicht alt werden, sondern "plane" schon ein bisschen weiter. Und zwar wie folgt: Bis Anfang Januar hier bleiben, mein Spanisch verbessern, jobben, die Sonne genießen, ein bisschen surfen und danach noch ein bisschen durch Chile reisen - vor allem in den Süden... 

Das Reisen wird allerdings zum Glück nicht erst in zwei Monaten beginnen, sondern schon in etwa zwei Wochen. Denn mein Visum, das nur für 90 Tage gültig war, läuft aus, weshalb ich das Land spätestens am 27.11. verlassen muss. Und da Chile ja ein recht schmales Land ist, liegt die nächste Grenze nie so fern. Von Iquique aus ist der Weg nach Bolivien am kürzesten, weshalb ich mir das Land als mein nächstes Reiseziel ausgesucht habe. 

Bestärkt werde ich dabei noch durch die Gäste, die schon in Bolivien waren und denen das Land sehr gut gefallen hat - bestimmt auch, weil es im Gegensatz zu Chile deutlich günstiger ist.

Ich bin auf jeden Fall schon gespannt...

Donnerstag, 22. September 2011

Independence Days...

Wie in fast allen Ländern dieser Welt ist der Nationalfeiertag auch hier in Chile etwas besonderes. Schon in der Woche vor dem eigentlichen Tag dreht sich alles um "El Dieciocho", den 18. September, der jedes Jahr an die Unabhängigkeit Chiles von Spanien erinnert.


In den Supermärkten hängen Wimpel mit der chilenischen Flagge, viele Verkäufer tragen die chilenische Nationaltracht und die Fleischtheke wird aufgefüllt, da an den Nationalfeiertagen traditionell gegrillt wird.

Auch das Straßenbild sieht etwas anders aus als sonst, denn vor fast jedem Haus hängt eine chilenische Flagge. Ob die Hausbesitzer diese aus Patriotismus freiwillig aufhängen oder nicht, lässt sich aber schwer feststellen. Es existiert nämlich ein Gesetz, nach dem man bei einem Nichtaufhängen der Flagge am Unabhängigkeitstag eine Geldstrafe in Höhe von 150 € zahlen muss. Gut, dass es bei Mehrfamilienhäusern ausreicht, wenn eine Flagge am Haus hängt. Aber auch dabei bleibt es nicht, denn die Flagge muss natürlich proportional der Größe des Hauses entsprechen.

Glücklicherweise wird diese "Straftat" in den meisten Fällen nicht weiter verfolgt.

Am 18. selbst wird nachmittags meist mit Freunden oder der Familie gegrillt, bevor man abends auf eine der vielen Fondas geht, die es im ganzen Land gibt. Fondas sind Parties auf denen fast ausschließlich Cumbia und die traditionelle Cueca-Musik gespielt werden. Gerade letzteres kann es jemandem, der diese folkloristische Musik nicht kennt, erschweren die Fete richtig zu genießen. Aber als Chilene hat man auf einer Fonda eigentlich fast immer Spaß.


Da die Feierlichkeiten also offensichtlich besonders und intensiv sind, wundert es auch nicht wirklich, dass dem Unabhängigkeitstag am 18. September, einfach der "Día de las Glorias del Ejército de Chile" ("Tag der glorreichen Streitkräfte Chiles") am 19. angeschlossen wurde, ein Feiertag an dem daran erinnert wird, dass das Militär bei der Erlangung der Unabhängigkeit eine sehr wichtige Rolle gespielt hat.



Nachdem die Chilenen also am 18. ausgiebig ihre Unabhängigkeit feiern, gehen sie am 19. ausgeschlafen und ausgenüchtert zur staatlich organisierten Militärparade in den Parque O'Higgins, wo man dann zwischen Essensständen mit der Familie picknickt oder Drachen steigen lässt.


Doch im Gegensatz zu den letzten Jahren, waren die Sicherheitsvorkehrungen in diesem Jahr weitaus höher. Die Regierung hatte nämlich befürchtet, die Proteste und Unruhen, die im Zuge der Forderung nach einer Bildungsreform stattfinden, könnten sich auf die Parade auswirken...

Aber das ist eine andere Geschichte...

Sonntag, 18. September 2011

Santiago de Chi-chi-chi-le-le-le...

Seit fast drei Wochen bin ich nun raus aus Deutschland. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es Zeit wird mal wieder ein wenig zu "bloggen"...

"Wie, du bist nicht mehr in Deutschland?" werden sich jetzt einige fragen.

Ja, nach langem hin und her bin ich vor ein paar Wochen tatsächlich in Chile, dem Land am Ende der Welt, gelandet und mache momentan einen Sprachkurs, Sport und lerne nebenbei mehr oder weniger Land und Leute kennen.

Letzteres kommt bis jetzt leider ein wenig zu kurz.

Denn zum einen bin ich durch den Sprachkurs natürlich sehr an Santiago gebunden, was aber nicht unbedingt als negativ einzustufen ist, da man in der Hauptstadt natürlich sehr viel machen kann. Zum anderen hab ich am meisten mit meinen Mitbewohnern zu tun, weshalb ich nicht gezwungen bin auf "Freundejagd" zu gehen. Glücklicherweise sind die auch ziemlich nett und sprechen so gut Spanisch, dass es auch die offizielle "Haussprache" ist.

Wenn ich von "meinen Mitbewohnern" spreche, dann sind das momentan: vier Mexikaner, vier Franzosen, zwei Chilenen, zwei Deutsche, eine US-Amerikanerin, ein Marokkaner und ein Ecuadorianer.

Obwohl wir offensichtlich sehr viele sind, stört es gar nicht so sehr, dass wir nur drei (bis vor ein paar Tagen sogar nur zwei) heiße Duschen haben oder sechs Herdplatten haben.

Nein, diese Probleme lösen sich meistens irgendwie von selbst und ich hatte bis jetzt nur einmal das Problem, dass ich mit kaltem Wasser duschen musste, weil ich nach meinem Spinning-Kurs und vor meinem Sprachkurs keine Zeit hatte, auf eine Dusche mit heißem Wasser zu warten.

Das, was mich stört ist, dass es das Haus noch die reinste Baustelle ist.


Es wird zwar seit Anfang dieses Monats vermietet, obwohl noch nicht alle Räume, Duschen, etc. fertig sind. Als ich mir das Haus anschaute, wurde mir gesagt, dass die Arbeiten noch ca. eine Woche dauern würde - jetzt sind es schon fast drei! 

Aber das ist ein gutes Beispiel für zwei Dinge hier in Chile und in Lateinamerika allgemein:

Zum einen ist es so, dass alles wirklich hätte schneller fertig sein können, aber einfach zu langsam gearbeitet wird. Außerdem ist es auch so, dass immer sehr viel erzählt wird, Absprachen dann aber nicht eingehalten werden, ganz nach dem Motto "komm ich heut nicht, komm ich morgen".

Wenn man das jedoch weiß, dann gewöhnt man sich schnell dran und abgesehen davon kann ich eigentlich auch nicht meckern. 


Das Haus ist groß, mit Wohnzimmer, Garten und Internet. Außerdem gibt es in der Nähe zwei Supermärkte und zwei U-Bahnstationen, es ist zentral gelegen im Univiertel, was bedeutet, dass auch ein paar Kneipen in der Nähe sind.

Im Großen und Ganzen ist es zwar auf jeden Fall ganz witzig hier, aber trotzdem überlege ich ob ich nicht eventuell nächsten Monat nach Valparaíso, eine Küstenstadt zwei Stunden von hier, ziehen soll.

Bis dahin werden die Bauarbeiten zwar bestimmt schon vorbei sein, aber das ändert nichts daran, dass das Leben in Santiago unglaublich teuer ist. So zahle ich für mein kleines Zimmer von acht Quadratmetern 210 €!!!

Aber das ist nicht das einzig teure hier. Die günstigste Packung Nudeln (400 g) kostet 0,38 €, (bei Lidl gibt's 500 g für 0,39 €), ein Sixpack 0,3 l Bier 3,60 €, ein halbes Pfund Butter 1,70 €, von Obst und Gemüse will ich gar nicht anfangen.

Also...in zwei Wochen werden wir dann wissen, wie ich mich entschieden haben werde...