Montag, 8. Oktober 2007

Der Tag auf den Costa Rica seit Monaten gewartet hat...

Was sich in den letzten Wochen hier in Costa Rica abspielte glich einem Fußballspiel. Beide Teams schienen sich beide des Sieges sicher zu sein. Da war einerseits das Team "Si al TLC", gefördert mit Geldern aus dem großen staatlichen Topf, zog man mit eigens engagierten Sängern, Tänzerinnen und Clowns (!!!) durch die Dörfer, um der Bevölkerung die Angst vor dem Freihandelsabkommen zu nehmen. Das andere Team "No al TLC" lebte von privaten Spenden und dem Engagement von unzähligen Freiwilligen, welches in den Demonstrationen des vergangen Sonntags gipfelte.

Gestern war es dann schließlich soweit, der Tag des Referendums war gekommen. Es war ein weiter Weg von den ersten Verhandlungen des Vertrages vor fünf Jahren, über das Inkrafttreten des Abkommens in den meisten Zentralamerikanischen Staaten Anfang 2006, Demonstrationen gegen das "Central America Free Trade Agreement" (engl. für TLC; Erklärung siehe anderer Post) und dem Entschluss im April dieses Jahres am 7. Oktober das Volk entscheiden zu lassen. Das Ergebnis des ersten Referendums in der Geschichte Costa Ricas sollte den zukünftigen (wirtschaftlichen) Weg des Landes weisen.

Zu Anfang war man sich seitens der Regierung sicher, dass es mit der Verabschiedung des Vertrages keine Probleme geben dürfte. Doch als mit der Zeit immer mehr (zum Teil auch falsche) Einzelheiten des Vertrages bekannt wurden, begann man die Kampagnen für die Einführung des TLC zu verstärken. Mit dem Präsidenten und Friedensnobelpreisträger Oscar Árias hatte man einen der größten Medienmogule des Landes auf seiner Seite. Da nun jener Oscar Árias und seine Regierung eine Einführung forderten, war es wenig verwunderlich, dass man im Fernsehen und in den Zeitungen deutlich mehr positives als negatives über den TLC hörte. Nachdem aber die TLC-kritische Berichterstattung in der Zeitung "La Republica" deutlich zunahm wurde sie kurzerhand von Árias gekauft und der zuständige Redakteur gefeuert.

Die Souveränität des Staates ginge verloren, die Natur würde zerstört und überhaupt sei das Land noch nicht für eine Aufhebung der Handelsschranken bereit, lauteten die Hauptargumente der Gegner. Und tatsächlich würde ein Beitritt Costa Ricas gravierende Veränderungen mit sich bringen. So ist zum Beispiel in der Verfassung festgelegt, dass sich keine Industrieanlage näher als 200 km vor der Küste befinden dürfen. Mit dem TLC fiele diese Grenze auf 12 km herab und Weg für die großen Ölkonzernen wäre es nun frei um vor der Küste Costa Ricas nach Öl zu bohren...

Es geht jedoch nicht nur um Öl, sondern insbesondere auch um die Bereiche Telekommunikation, Elektrizität und Sozialversicherung, die sich alle noch in öffentlicher Hand befinden. Durch niedrige Preise tragen sie nicht unerheblich dazu bei, dass es den Costa Ricanern gut geht. Amerikanische Investoren stehen aber schon in den Startlöchern, um die Konkurrenz anzukurbeln.

Die Ablehnung der Bevölkerung stieg vor allem in den vergangenen zwei Monaten stark an. Waren laut Umfragen im Juli noch gut 55 % für einen Beitritt, gaben zwei Monate später nur noch 47 % der Bevölkerung an, am 7. Oktober ein "Si" ankreuzen zu wollen. Laut der letzten Umfrage, die die Tageszeitung La Nación am vergangenen Mittwoch durchführen lies sagten 55 % der 1202 befragten Costa Ricaner aus, am 7. Oktober gegen den Tratado de Libre Comercio zu stimmen; 43 % gaben an, dass sie sich dafür entscheiden würden und zwei Prozent waren sich noch nicht sicher.

So hat Costa Rica dann letztendlich entschieden:








Die Bekanntgabe der ersten Auszählungen

Enttäuschte Gesichter















ohne Worte...

3 Kommentare:

Nat hat gesagt…

Ni modo Marc...
Hay que seguir luchando por la Costa Rica que queremos

vancho hat gesagt…

TradeMarK
Definitivamente tenés que hacer sinopsis en inglés para los que no hablamos alemán. (o en español que es más chiva).
En todo caso, las palabras están de más con ese tema.

quienquieraquesea hat gesagt…

Mi corazón dice NO todavía.
Te amo.