Sonntag, 30. Dezember 2007

Was tun Weihnachten, weitab von seiner Familie???

Eigentlich hatte alles ziemlich schlecht angefangen. Nachdem wir (meine beiden übriggebliebenen Mitbewohner Annie, Mike und ich) für ein paar Tage in den Nebelwald von Monteverde gefahren waren, mussten wir bei unserer Ankunft zu Hause feststellen, dass während unserer Abwesenheit einiges passiert sein musste. Nicht nur, dass die Weihnachtsdeko unseres Baumes abgenommen worden war, auch unsere "Wall", auf der sich die Mitbewohner verewigen war vollgekritzelt und in einer der Wände war plötzlich ein tellergroßes Loch.

Entweder war ein schlecht ausgeführter Einbruch dafür verantwortlich, oder unsere beiden Mitbewohner Will und Casey, die vor rund zwei Wochen hier eingezogen sind und zu denen wir aber immer noch kein "Verhältnis" aufgebaut haben...
Mein Versuch, Casey Heiligabend zur Rede zur Stellen, wurde von einem "ich war nicht hier, frag Will" und "nein, ich hab keine Lust darüber zu reden" im Keim erstickt. Dass sie am ersten Weihnachtstag mit Tränen in den Augen (endlich mal) aus ihrem Zimmer kam und uns bat, die beiden wenigstens Weihnachten in Ruhe zu lassen gab uns dann den Rest und wir ließen den "Vorfall" ruhen. Schließlich war ja Weihnachten, das Fest der Liebe...

Aber zurück zu meinem eigentlichen Weihnachtsfest:
Ich war für Heiligabend von meinem "Chef" Glenn eingeladen mit ihm und seiner Familie zu feiern. Und weil Jesse (einer der anderen Praktikanten) und Mike auch gerne ein "Tico"-Weihnachten erleben wollten, fragte ich, ob sie auch kommen könnten. Natürlich hatte Glenn dagegen nichts einzuwenden und ich denke, wir waren auch gute Gäste. Zu Mitternacht hielt die Großmutter eine (Gebets-) Rede, danach wurden Geschenke ausgetauscht und schließlich Tamales gegessen. Das (für uns eher un-) typische Weihnachtsfeuerwerk durfte natürlich auch nicht fehlen an diesem eigentlich gar nicht so unperfekten Weihnachtsfest.

Am ersten Weihnachtstag hatten Annie, Mike und ich dann unser ganz eigenes, kleines, costaricanisches Weihnachtsmittagessen; mit Tamales, Gallo Pinto (Reis mit Bohnen) und Salat. Darauf folgte der "obligatorische" Kinobesuch (Bee Movie) und abends Schokofondue mit Bananen, Äpfeln, Ananas und Mango (in genau dieser Reihenfolge der Leckerheit nach geordnet!!!)...

Da der zweite Weihnachtstag hier, so wie fast überall auf der Welt kein Feiertag ist, machten wir auch nichts besonderes, außer abends mit Nicole (die, bei der ich die ersten zwei Wochen wohnen durfte) und unseren Freunden nach Zapote zu fahren, wo wir die Weihnachtszeit zwischen Achterbahnen und Essensständen ausklingen ließen.

Freitag, 7. Dezember 2007

So kann's gehen, wenn man zu schnell zu viel möchte...

Nachdem Julia gestern Morgen zurück nach Norwegen geflogen war, haben wir heute zwei neue Mitbewohner bekommen. Will (Tico bzw. Costaricaner) und seine Freundin, deren Name mir im Moment nicht einfällt - aber Grace würde wohl passen. Sie kommt auf jeden Fall aus den USA, möchte hier Englisch unterrichten und fängt gerade an Spanisch zu sprechen. Was mir während der Unterhaltung mit ihr auffiel, ist, dass auch sie, wie viele andere, die Spanisch lernen, nur im Präsens spricht. Die Leute geben sich ja generell Mühe und man sollte das zu schätzen wissen, aber ich frage mich trotzdem jedes Mal auf's Neue, ob ich auch so angefangen hab. Aber soweit ich mich erinnern kann, hab ich direkt zu Anfang auch schon die Vergangenheitsformen gelernt.

Auf jeden Fall kamen die beiden gerade nach Hause, als ich dabei war zu essen. Wir begannen uns zu unterhalten...und da war es auch schon geschehen. Ich biss auf ein Stück Knochen und brach mir ein Stück meines Zahnes ab.

Aber ich will ja nicht rumjammern... ;-)

Mittwoch, 5. Dezember 2007

Meine Freunde machen Kino...großes Kino!!!

Gestern war ich das erste Mal dabei wie meine Freunde einen Film drehten. Einen Film drehten? Ja, meine Tico-Freunde machen CINE. Ein Kurzfilm von Iváns Kurzfilm "Recuerdo Prestado" ist unter den besten zehn Kurzfilmen in beim "AXN Latinamerican Film Festival" und bei einem anderen Filmfestival in Guatemala sind sie auch ganz groß dabei....



Dienstag drehten sie schließlich die letzten Szenen für ihren nächsten Kurzfilm. Und da in dem Film auch ein "Filmfreak" mitspielt, fragten sie mich, ob ich ihnen mein Eragon-Cineplex-Arbeitstshirt zur Verfügung stellen könnte. Zur Belohnung durfte sogar als Statist im Hintergrund agieren. Zwar ohne dass man mein Gesicht sieht, aber vielleicht ist das ja sogar besser ;-)


Midday drunkenness...

Mimi (die schweizer Praktikantin bei DNI) fragte Jesse (den kanadischen Praktikanten) und mich gestern, ob wir die Mittagspause nicht etwas verlängern, das schöne Wetter nutzen und einen Cocktail in der Bar um die Ecke trinken gehen sollten. Nachdem der Münzwurf ein "Nein" hervorgebracht hatte, bestimmte ich, dass wir doch gehen sollten...

Sogar der Barkeeper meinte, dass es doch eher ungewöhnlich sei, mittags Cocktails zu mixen.

Mimi hatte einen Strawberry Daiquiri, Jesse einen White Russian und ich meinen geliebten Planter's Punch...

Achja...wir durften uns leider nicht raus in die Sonne setzen, weil das irgendwelche "dummen Gesetze Costa Ricas" verbieten. Nicht den Konsum von Alkohol im Freien, aber die Art von Bar/Restaurant in der wir tranken darf, obwohl sie eine Art Terasse haben, dort keine Kunden bedienen bzw. sitzen haben. Es war trotzdem witzig!!!

Montag, 3. Dezember 2007

The brain game...

Letzte Woche fand ich bei Facebook diese Application, "Brain Game" genannt. Es geht darum herauszufinden welche Gehirnhälfte man mehr beansprucht. Anfangs dachte ich, dass es sich nur um einen Computertrick handle, weil sich die Figur morgens direkt nachdem ich aufgestanden war, gegen den Uhrzeigersinn drehte und etwas später IM Uhrzeigersinn. Während meiner Recherchen las ich jedoch nach, dass es wirklich Menschen gäbe, die die Figur auch in die andere Richtung drehen lassen könnten. Fortan sollte mich das "Spiel" nicht mehr loslassen.

Die Figur drehte sich zum Beispiel einmal entgegen dem Uhrzeigersinn, nachdem ich geniest hatte. Ich dachte herausgefunden zu haben, dass das Ganze eventuell etwas mit der Sauerstoffzufuhr zum Gehirn zu tun haben könnte, woraufhin ich absichtlich hyperventilierte und die Luft anhielt. Und tatsächlich drehte sich die Figur in die andere Richtung. Ich nahm diese Versuche sogar auf. Allerdings drehen sich beide Figuren jetzt wieder in die selbe Richtung, im Uhrzeigersinn.


Einmal IM Uhrzeigersinn...


Und GEGEN den Uhrzeigersinn...

Aber versucht es einfach selbst:

Dreht sich die Tänzerin gegen den Uhrzeigersinn ist es die linke Hälfte und andersherum!!! Seid nicht skeptisch und guckt lieber zweimal hin. Es könnte sein, dass ihr eure Meinung ändert!!!

Und ganz ehrlich: das Ganze ist KEIN SCHEISS!!!

Freitag, 23. November 2007

Warum ich zu meiner Arbeit hier eigentlich noch nichts geschrieben habe? - Ich weiß es ehrlich gesagt nicht...

Als ich noch in Deutschland war und nach Projekten suchte, in denen ich arbeiten könnte hatte ich den Plan, etwas zu finden, wo ich jeden Tag von morgens bis abends mit Kindern arbeiten könnte. Aber so wie die Arbeit jetzt ist, ist es vielleicht sogar besser...

Die Organisation (Defensa de Niñas y Niños Internacional - DNI) bei der ich arbeite, hat verschiedene Projekte, deren gemeinsames Ziel es ist Kinder über ihre Rechte wie Bildung, Gesundheit, Partizipation und Rekreation aufzuklären. Es gibt Projekte zur HIV- bzw. AIDS-Prävention, Projekte wo jungen Müttern geholfen wird, „Kinderarbeitern“, misshandelten und missbrauchten Kindern; natürlich kommen in vielen Fällen mehrere Probleme zusammen.

Ich bin in einem einem Projekt, das „Entre Compas“ (bei Kumpels) heißt und sich um Kinder im Alter von sechs bis 18 „kümmert“. Die meisten von ihnen arbeiten oder haben schonmal gearbeitet. Sie verkaufen auf der Straße Krimskrams, Jonglieren, schleppen und schleifen Holz Tischlereien und ein paar sind Opfer von Kinderprostitution. Sie haben dafür die Schule vernachlässigt oder nie die Chance gehabt eine zu besuchen. So ist auch hier das Primärziel, diesen Kindern zu helfen sich ihrer Rechte bewusst zu werden und diese wahrzunehmen.

Dienstag und Donnerstag sind Bürotage und vor bzw. nach dem Unterricht bin ich auch „en la oficina“. Jeden Montag (15-18h), Mittwoch (15-18h) und Freitag (10-12.30h) sind wir in Alajuelita, einem ärmeren Stadtteil von San José und jeden Samstag (10-12.30h) im Zentrum von San José.

Wir, das sind:

Glenn, der total freundliche, witzige, hilfsbereite und nicht immer ganz pünktliche „Chef“ von Entre Compas


Hazel, die liebe, nette und gutaussehende Lehrerin

Mario, der auch nette und witzige bärige Typ, der uns mittwochs unter die Arme greift, wenn über 50 Kinder unserer Aufmerksamkeit brauchen















Glenns Cousin Kevin, der auch manchmal mittwochs kommt, um uns zu helfen...naja, hauptsächlich um mit den Mädels zu flirten und später mit uns zum Fußball zu fahren...


und ich, der dort hilft wo er kann, sei es beim Verteilen der Kekse und Getränke, die es am Ende gibt, wenn die Kinder Fragen zu den Aufgaben haben, wenn Englisch unterrichtet, Experimente herausgesucht, Aufgabenzettel erstellt und ausgedruckt werden müssen oder irgendjemand etwas über Deutschland wissen möchte.

Die 16- bis 18-jährigen nehmen am System der „Educación Abierta“, der offenen Bildung teil. Hierbei werden die Kinder dreimal wöchentlich für ein paar Stunden in Spanisch, Mathe, Politik, Naturwissenschaften und Englisch unterrichtet und sind dazu angehalten das Gelernte zu Hause wiederholen und zu vertiefen.

Neben dem Unterricht gibt es für die Jüngeren mittwochs und samstags (Nach-) mittage mit Spielen, Diskussionen und Experimenten wo sie in Gruppen arbeiten, diskutieren und spielerisch lernen. (Spielerisch lernen? Ja...zum Beispiel Bingo bei dem die Zahlen über Matheaufgaben gegeben werden...)

Nachdem die Schüler der „Educación Abierta“ Ende Oktober ihre Abschlussklausuren geschrieben hatten, wünschten sie sich zum Halbjahresende eine Party. Und die sollte es dann auch geben, für alle in beiden Projekten...Alajuelita und Paso de la Vaca (San José Centro)...mit Spielen, Musik, Pizza und Erfrischungsgetränken!!! Schade, dass es nicht immer so sein kann... ;-)








Donnerstag, 22. November 2007

Zum Geburtstag viel Glück...und ein Konzert...

Am 20. November hatte ich mal wieder Geburtstag. Und diejenigen, die mich kennen, wissen, dass ich mir aus Geburtstagen eigentlich nichts mache. Ich erwartete auch nicht allzu viel von diesem außer, dass ich richtig früh aufstehen würde, um Anrufe - naja...einen Anruf - entgegenzunehmen...

Noch nicht einmal die Schokolade, die ich mir von meinen Eltern gewünscht hatte war angekommen. Eine Freundin meiner Mitbewohnerin Katinka war nämlich am 18. aus den Niederlanden angereist und ich hatte sie gebeten neben meinem Reiserucksack, einem Reiseführer und meiner neuen EC-Karte auch ein paar Süßigkeiten mitzunehmen. Da sie aber anscheinend noch nie geflogen war und offensichtlich auch Angst vor dem Umsteigen in den US of A hatte, dachte sie sich, dass es wohl sicherer sei, alles einfach mal zu Hause zu lassen, anstatt wenigstens zu versuchen die Sachen (auch Süßigkeiten für Katinka) mitzunehmen. Und das obwohl sie 46 kg hätte mitnehmen dürfen und noch nicht einmal 20 kg hatte...Jaja...

Zum Glück war ja am Abend das Maná-Konzert auf das ich mich schon seit Wochen freute. Maná? Das ist die Band, die zusammen mit Santana Corazon Espinado gesungen hat?! Sollte man eigentlich kennen...

Und um ein Haar hätte ich das Konzert nicht sehen können...

Mein Mitbewohner Grant hatte es bevorzugt nach Panama zu fahren, anstatt zu dem Konzert zu gehen. Das Ticket hatte ich dann einem meiner Kollegen versprochen und ihm schonmal meines gegeben, weil ich Grants ja bekommen sollte. Grants Ticket war ursprünglich bei Mike, der alle Tickets gekauft hatte, bis er es Manuel gab.

Soweit klar?
Bis zum Konzerttag hatten Manuel und ich es nicht hinbekommen, das Ticket auszutauschen, weshalb Manuel mein Ticket hatte. Das wäre ja auch eigentlich kein Problem gewesen, wenn wir uns nicht schon um 16 Uhr getroffen hätten, um uns anzustellen und Manuel nicht bis 18 Uhr hätte arbeiten müssen. Also standen wir in der Schlange, die sich ab 17 Uhr auch langsam in Bewegung setzte. Und wie man sich vorstellen kann, ist es bei 30.000 Menschen nicht so einfach sich zu finden. Natürlich gab es auch noch einen Schwarzmarkt, der mich hätte retten können...wenn ich dann Geld dabei gehabt hätte.

Zum Glück hab ich Manuel dann doch irgendwie gefunden, er hatte mein Ticket dabei und wir konnten uns weiter anstellen!!!

Meinen achten Geburtstag hatte ich auch in einem Stadion gefeiert (bei einem Bochum Spiel...aber die gegnerische Mannschaft und das Ergebnis? Keine Ahnung...). Aber das war kein Vergleich zu dem zweiten Geburtstag den ich in einem Stadion feierte...

einfach E X E L E N T E!!!














Montag, 19. November 2007

Ein Resümee des vergangenen Monats...

Nachdem ich meinen Blog im vergangenen Monat mehr mehr als oder weniger vernachlässigt habe, stelle ich hier einfach ein paar Fotos meiner letzten einschneidenden Erlebnisse online:

Am 26.10.07 veranstaltete eine Freundin in ihrer Wohnung eine Halloweenparty zu der wir (meine Mitbewohner und ich) auch eingeladen waren...





Diese Party verließen wir aber relativ früh wieder, weil Katinka, Manuel und ich ein paar Stunden später für das Wochenende an die Karibikküste nach Cahuita fuhren. Der eigentliche Plan war in einen Nachbarort zu fahren, weil Katinka Cahuita schon gesehen hatte und verständlicherweise etwas anderes sehen wollte. Da in unserer "Reisebibel" Lonely Planet (LP) - Costa Rica aber keine günstigen Hostels aufgeführt waren, entschieden wir uns doch zu einer spontanen Planänderung, um den Ort, von dem Katinka schon soooo viel gutes erzählt hatte zu begutachten. Im Endeffekt war das Wetter nur ganz ok, was aber nicht heißt, dass es schlecht war. Was fehlte war die Sonne, beziehungsweise waren einfach zu viele Wolken am Himmel, um ein paar Sonnenstrahlen durchzulassen. Der Strand Cahuitas, ist Teil eines Naturschutzgebietes und laut Katinkas Erzählungen sollte es dort nur so von Faultieren, Brüll- und Kapuzineraffen wimmeln. Die mickerige Ausbeute unseres 3 stündigen "Spaziergangs" durch den "Dschungel" war jeweils ein Tier der genannten Spezies. Wir erklärten uns die damit, dass in der Woche vor unserer Ankunft ein heftiger Tropensturm gewütet hatte, der die meisten Tiere wohl von der Küste ins Landesinnere getrieben hatte...





Im Endeffekt sollte das Ganze aber auch nur eine Art "Abschlussfahrt" sein, weil es unser letztes gemeinsames Wochenende war...Denn ab November würden wir drei alle durchgehend Besuch von Freunden und Freundinnen haben.

Den Anfang machte eine gute Freundin aus Deutschland, die mit mir zusammen studiert und arbeitet. Ansonsten haben wir privat nicht so viel miteinander zu tun. Im Moment ist sie in Guatemala, wo sie in einem Projekt mithilft, das Kindern die Möglichkeit gibt in die Schule zu gehen. Diese Kinder arbeiten und leben teilweise auf der Müllhalde von Guatemala Stadt...

Da sie schon immer surfen wollte, fuhren wir nach an die Pazifikküste nach Malpaís, einen Ort den unser LP folgendermaßen beschreibt:

"Bei Ebbe und Flut gibt es einen beständigen Beach Break, und im Winter kann es hier echt riesig sein. Die Wellen sind verspielt und nicht zu steil und damit etwas toleranter, als man erwarten würde. Es gibt massenhaft spitze Rights und Lefts, die aber nicht superhohl sind"







Nach einer guten Woche dort stellten wir allerdings eine erhebliche Ebbe in unseren Portemonnaies fest. Also entschlossen wir uns den Wellen den Rücken zu kehren und nach San José zurückzukehren. Außer einem Tagesausflug in die alte Hauptstadt Cartago, nutzten wir die Zeit um ein paar sportlichen Aktivitäten (Schwimmen und Joggen) nachzugehen, zu shoppen, Filme zu gucken oder einfach nichts zu tun...

Natürlich sind die zwei Wochen viel schneller vergangen, als ich mir vorgestellt hatte. Aber wie hat mal ein jemand auf die Frage, warum die Wochenenden immer so schnell vergehen, geantwortet: "Nimm dir ein Mathebuch und das Wochenende wird dir ewig vorkommen..."

Vielleicht sollte ich mir auch langsam ein Mathebuch zur Hand nehmen, weil ich mich noch nicht wirklich danach fühle so BALD nach Deutschland zurückzukehren...

Sonntag, 21. Oktober 2007

a (not so) usual weekend in our house...



(Due to some friends' requests this post will be in English...)

I moved to our home in the beginning of september and ever since Manuel has "bothered" me with "beer-pong", which is a drinking game that he really wanted to play. So we quite spontaneously decided to have a party in our house this saturday.

We told them to come at 7 pm so that they'd be here by 8 pm. But in Costa Rica people just seem to have a different game plan. When nobody had shown up by 8.30 we (Michael, Mike, Manuel and me Marc...) started with a match of "beer-pong"...it was pretty close, but Manuel and me won in overtime...

Then at 10 pm (!!!) the first people arrived...and the party took it's own course. But see yourself here for some pictures...for videos just scroll down:








and why did i think katinka was taking a picture?


but it WAS nice...


the later the night...but still veeeeery seductive...


and this as well, right?!

Dienstag, 16. Oktober 2007

Oh, wie schön ist Panama...aber ich bin froh wieder in Costa Rica zu sein!!!

Schnorcheln war ich das erste mal 2001 vor Pulau Redang in Malaysia. Es faszinierte mich so sehr, dass ich sogar heute noch genau weiß, was ich damals sah: neben vielen kleinen bunten Fischen und einer Meeresschildkröte auch einen ungefähr 1,5 m langen Fisch, der defäkierte, als ich hinter ihm herschwamm. Ob er es meinetwegen tat weiß ich bis heute nicht. Aber schon damals überlegte ich, wie es wohl wäre richtig zu tauchen, mit Neoprenanzug, Sauerstoffflasche und allem drum und dran. Nun, rund sechs Jahre später war es dann endlich soweit.

Dass Christoph Kolumbus am 12. Oktober 1492 zufällig in Amerika landete hat auch heute noch viele Auswirkungen auf uns. Eine ist unter anderem der "Día de las Culturas", oder Kolumbustag, der in Lateinamerika und den USA ein Feiertag ist und generell am zweiten Montag im Oktober gefeiert wird, sodass man ein langes Wochenende hat. Katinka und ich nutzten dieses lange Wochenende für einen kurzen Abstecher nach Panama, in die Provinz Bocas del Toro um genau zu sein.

Die Inseln liegt auf der Karibikseite direkt hinter der Grenze und bieten im Vergleich zu Costa Rica die schöneren Tauchgebiete. Außerdem war auch der Preis des Tauchkurses ausschlaggebend für unsere Wahl. Unglaublich niedrige 175 US$ (der "panamaischen" Währung) waren nur halb so viel wie wir in hier hätten zahlen müssen.

Nach einem etwa achtstündigem Bus- und Boottrip durch die hiesige Gebirgswelt, vorbei an Dschungel und Mangrovenwäldern kamen wir am Donnerstag schließlich in "Bocas" an.




Nach rund drei Minuten wurde ich an etwas erinnert, das ich schon längst aus meinen Erinnerungen verdrängt hatte. Trocknender Schweiß, der einem das Gefühl gibt sich in einen großen Topf Klebstoff gelegt zu haben. Etwas an das ich mich wohl nie gewöhnen werde...

Da all unser "Panamaisches Geld" (22 US$) für Taxi und Boot draufgegangen waren mussten wir zunächst einen der beiden inseleigenen Bankautomaten finden. Aber auch das half mir nicht wirklich weiter, da er meine Maestrokarte nicht akzeptierte und ich meine Kreditkartenpins natürlich NICHT kannte. Also musste ich mir Geld von Katinka leihen.

Nach dem Essen riefen wir unseren Tauchlehrer an, der uns abholte und zu unserer Unterkunft brachte - seinem Haus auf der Hauptinsel (später zogen wir in das "Büro" auf Bastimentos, einer kleineren und viel schöneren Insel). Er erzählte uns ein wenig über den Tauchkurs. Wir würden mit der Theorie anfangen, dann grundlegende (Pool)übungen machen, und wenn wir uns nicht zu ungeschickt anstellten eventuell direkt unseren ersten Tauchgang haben würden. Unseren ersten richtigen Tauchgang runter auf 12 Meter...die Theorie bestand aus DVD gucken - die halbstündigen Begleitfilme zum Padi-Lernbuch - mit kleinen Tests im Anschluss. Die "Pool"übungen fanden in drei Meter Tiefe im kristallklaren bläulichgrünem Karibikgewässer statt - so hatte ich mir das vorgestellt...

Man sagt, dass man seinen ersten Atemzug unter Wasser nicht vergisst. Wer ein paar Mal Schnorcheln war, weiß, dass man - auch wenn es am Anfang ungewohnt ist - einfach weiteratmen kann, auch wenn der Kopf unter Wasser ist, weil man ja durch den Schnorchel eine Verbindung zur Überwasserwelt hat. Aber der kritische Moment ist der, wenn man ein Stück tiefer geht als beim Schnorcheln üblich. Denn man wartet regelrecht darauf, dass sich das Mundstück mit Wasser füllt und man im nächsten Moment Salzwasser schlucken muss. Natürlich passiert das nicht...

Und so konnten wir im Wasser Dinge beobachten, die wir vorher noch nie gesehen hatten, oder nur aus dem Fernsehen kannten: Korallenriffe, unglaublich viele bunte Fische, Muränen, Krabben, Kalmare, einen Delphin (aber nur von weitem, als er aus dem Wasser sprang).

So schön es aber auch war muss ich sagen, dass ich froh bin wieder zu Hause in San José zu sein...denn die Hitze hat mir doch ganz schön zu schaffen gemacht. Dennoch verbinde Bocas del Toro eigentlich ausschließlich mit guten Erinnerungen (netten Leuten, guten Parties und meinem neuen Hobby TAUCHEN) und möchte die vergangenen Tage nicht missen!!!

Mehr Fotos gibt's hier

(Achja...auf dem Weg zurück nach San José hat der Motor unseres Busses den Geist aufgegeben und wir mussten zurücktrampen...)

Dienstag, 9. Oktober 2007

Nachtrag zum Referendum...oder: ein Haufen Zahlen

Als Nachtrag zum gestrigen Post hier noch ein paar Zahlen die Volksabstimmung betreffend:

1.538.009 Costa Ricaner (60,11 % der Wahlberechtigten) gaben ihre Stimme ab:
- davon waren 10.135 Stimmzettel ungültig
- und 12.876 Stimmzettel nicht ausgefüllt

übrig blieben 1.514.998 Stimmen, die sich wie folgt verteilten:
- 782.014 (ca. 51,618 %) stimmten mit "Ja"
- 732.984 (ca. 48,382 %) mit "Nein"

es fehlten also 49.031 Stimmen um die Verabschiedung des TLC zu verhindern.

Montag, 8. Oktober 2007

Der Tag auf den Costa Rica seit Monaten gewartet hat...

Was sich in den letzten Wochen hier in Costa Rica abspielte glich einem Fußballspiel. Beide Teams schienen sich beide des Sieges sicher zu sein. Da war einerseits das Team "Si al TLC", gefördert mit Geldern aus dem großen staatlichen Topf, zog man mit eigens engagierten Sängern, Tänzerinnen und Clowns (!!!) durch die Dörfer, um der Bevölkerung die Angst vor dem Freihandelsabkommen zu nehmen. Das andere Team "No al TLC" lebte von privaten Spenden und dem Engagement von unzähligen Freiwilligen, welches in den Demonstrationen des vergangen Sonntags gipfelte.

Gestern war es dann schließlich soweit, der Tag des Referendums war gekommen. Es war ein weiter Weg von den ersten Verhandlungen des Vertrages vor fünf Jahren, über das Inkrafttreten des Abkommens in den meisten Zentralamerikanischen Staaten Anfang 2006, Demonstrationen gegen das "Central America Free Trade Agreement" (engl. für TLC; Erklärung siehe anderer Post) und dem Entschluss im April dieses Jahres am 7. Oktober das Volk entscheiden zu lassen. Das Ergebnis des ersten Referendums in der Geschichte Costa Ricas sollte den zukünftigen (wirtschaftlichen) Weg des Landes weisen.

Zu Anfang war man sich seitens der Regierung sicher, dass es mit der Verabschiedung des Vertrages keine Probleme geben dürfte. Doch als mit der Zeit immer mehr (zum Teil auch falsche) Einzelheiten des Vertrages bekannt wurden, begann man die Kampagnen für die Einführung des TLC zu verstärken. Mit dem Präsidenten und Friedensnobelpreisträger Oscar Árias hatte man einen der größten Medienmogule des Landes auf seiner Seite. Da nun jener Oscar Árias und seine Regierung eine Einführung forderten, war es wenig verwunderlich, dass man im Fernsehen und in den Zeitungen deutlich mehr positives als negatives über den TLC hörte. Nachdem aber die TLC-kritische Berichterstattung in der Zeitung "La Republica" deutlich zunahm wurde sie kurzerhand von Árias gekauft und der zuständige Redakteur gefeuert.

Die Souveränität des Staates ginge verloren, die Natur würde zerstört und überhaupt sei das Land noch nicht für eine Aufhebung der Handelsschranken bereit, lauteten die Hauptargumente der Gegner. Und tatsächlich würde ein Beitritt Costa Ricas gravierende Veränderungen mit sich bringen. So ist zum Beispiel in der Verfassung festgelegt, dass sich keine Industrieanlage näher als 200 km vor der Küste befinden dürfen. Mit dem TLC fiele diese Grenze auf 12 km herab und Weg für die großen Ölkonzernen wäre es nun frei um vor der Küste Costa Ricas nach Öl zu bohren...

Es geht jedoch nicht nur um Öl, sondern insbesondere auch um die Bereiche Telekommunikation, Elektrizität und Sozialversicherung, die sich alle noch in öffentlicher Hand befinden. Durch niedrige Preise tragen sie nicht unerheblich dazu bei, dass es den Costa Ricanern gut geht. Amerikanische Investoren stehen aber schon in den Startlöchern, um die Konkurrenz anzukurbeln.

Die Ablehnung der Bevölkerung stieg vor allem in den vergangenen zwei Monaten stark an. Waren laut Umfragen im Juli noch gut 55 % für einen Beitritt, gaben zwei Monate später nur noch 47 % der Bevölkerung an, am 7. Oktober ein "Si" ankreuzen zu wollen. Laut der letzten Umfrage, die die Tageszeitung La Nación am vergangenen Mittwoch durchführen lies sagten 55 % der 1202 befragten Costa Ricaner aus, am 7. Oktober gegen den Tratado de Libre Comercio zu stimmen; 43 % gaben an, dass sie sich dafür entscheiden würden und zwei Prozent waren sich noch nicht sicher.

So hat Costa Rica dann letztendlich entschieden:








Die Bekanntgabe der ersten Auszählungen

Enttäuschte Gesichter















ohne Worte...

Samstag, 6. Oktober 2007

Pura Vida? aber nicht so...

"Pura Vida" bedeutet wörtlich "pures Leben", aber wie das oft mit wörtlichen Übersetzungen ist, sind die manchmal ziemlich irreführend. "Pura Vida" ist der Leitspruch Costa Ricas, der die Lebensfreude der "Ticos" zum Ausdruck bringen soll. Man sagt "Pura Vida" zur Begrüßung und zur Verabschiedung, oder einfach nur um Begeisterung auszudrücken. Und bis heute schien hier in Costa Rica auch wirklich alles "Pura Vida" zu sein. Wie gesagt, bis heute....

Denn was ich heute zu sehen bekam verschlug mir (fast) die Sprache. Wie jeden Samstag war ich auch heute bei den Kindern meines Projekts in San José. Der Räumlickeiten in denen die Treffen mit den Kindern stattfinden, liegen in einem etwas ärmeren und gefährlicheren Teil des Stadtzentrums. Tatsächlich bin ich schon einige Male von meinen Arbeitskollegen darauf hingewiesen worden, vorsichtig zu sein und auf meine Sachen aufzupassen. Bisher gab es aber (zum Glück) noch keine Probleme und auch sonst habe ich von Diebstählen und anderen Verbrechen nichts mitbekommen.

Aber als wir heute mit dem Unterricht anfangen wollten, wurden wir von lautem Gechrei und Rufen unterbrochen. Ein Blick aus der Tür genügte und es war klar, woher der Lärm kam. Vier Straßenverkäuferinnen liefen in einem Tempo, das man ihnen bei ihrem Alter und Körperbau niemals zugetraut hätte, als ob es um ihr Leben ginge. Dann, gerade als ich fragen wollte, wovor sie wegrannten, sah ich den Grund. Zwei Polizeiautos fuhren hinter ihnen her, ein anderes versuchte ihnen den Fluchtweg abzuschneiden. Eine vierte Frau, die anscheinend zu langsam war oder zu spät gemerkt hatte, dass die Polizei kam, wurde von mehreren Polizisten ergriffen. Natürlich setzte sich die Frau zur Wehr und ihr etwa 16-jähriger Sohn versuchte ihr zu helfen; ohne Erfolg. Auch er wurde übermannt, ihm wurden Handschellen angelegt und er wurde in eines der Polizeiautos gesetzt.

Sofort realisiert ich, was dort vor unseren Augen geschah und holte meine Kamera. Ich war dabei das Geschehnis zu dokumentieren, als einigen Polizisten auffiehl, dass ich filmte. Daraufhin drehte ich mich unauffällig weg und stellte mich auf der anderen Seite wieder an. Was ich erst jetzt mitbekam war, dass die Menschen, die um mich herum standen, mich nach vorne ließen, damit ich die Szenen besser einfangen konnte. Einige kommentierten die Geschehnisse und andere meinten ich solle das "Material an Canal 6" schicken; "wie ein minderjähriger Junge festgenommen und eine Frau mit übertriebenen Mitteln überwältigt wird".



Während ich nun also in der "ersten Reihe" stand und dabei war zu filmen bewegten sich zwei Polizisten in meine Richtung und sprachen mich auf Spanisch an, was ich da machte und ob ich etwa Journalist sei. Als sie mir dir Kamera wegnehmen wollten, antwortete ich auf Englisch, dass ich nur ein Tourist sei und ihnen die Kamera ganz bestimmt nicht geben würde. Aber sie wollten mir das nicht glauben und verfolgten mich zu unseren Räumlichkeiten, um mich noch einmal auf meine Kamera anzusprechen. Ich antwortete ihnen nochmals, dass ich kein Spanisch spräche und ihnen meine Kamera nicht geben würde. Damit sie mir wenigstens glaubten, dass ich kein Costa Ricaner war, zeigte ich ihnen meinen Führerschein und meinen Internationalen Studentenausweis. Einer der Polizisten fing gerade an meine Daten aufzuschreiben, als er nach draußen gerufen wurden. Er ging zu seinen Kollegen, sodass ich ihm hinterherlaufen musste, um ihm schließlich meine Ausweise wieder abzunehmen.

Letztendlich verließen die Polizisten die Straße genauso schnell und laut wie sie gekommen waren, doch diesmal zusammen mit der Straßenverkäuferin und ihrem Sohn.

Natürlich kann ich die Position der Polizisten nachvollziehen, die sich gezwungen sehen, das Gesetz durchzusetzen. Dazu gehört es nunmal gegen Straßenverkäufer und andere Arbeiten des informellen Sektors vorzugehen, weil diese als Schwarzarbeit gelten. Ob es nun richtig ist, Menschen, die wenigstens versuchen ein wenig Geld zu verdienen - anstatt zu stehlen - zu verfolgen und sie zu verhaften ist ein anderes Thema. Wie gesagt gehört das Viertel in dem sich unsere Räumlichkeiten befinden zu den ärmeren und gefährlicheren, aber gegen diese Armut und Kriminalität wird anscheinend nicht soviel getan, wie gegen die Straßenhändler, die einfach nur, Armbänder, Ketten oder leckere Früchte verkaufen wollen...

Dienstag, 2. Oktober 2007

Vergesst alles was ihr über das Busfahren zu wissen glaubt...






Münster ist, wie Peking bis vor einigen Jahren, eine Fahrradstadt, in Venedig fährt man Gondel, in Hanoi kommt man am schnellsten (aber definitiv NICHT am sichersten) auf einem Roller von einem Punkt zum anderen und in Kambodscha bin ich einmal nachts sieben Stunden hinten auf einem vollbepackten Pickup mitgefahren. Jeder Ort hat seine Eigenarten was Fortbewegungsmittel angeht. Das ist etwas, das reisen in eigentlich jedem Land zu etwas Besonderem macht: Busse zählen hierbei noch zu den gängigeren Verkehrsmitteln. Es gibt sie eigentlich überall und jeder hat so seine eigenen teilweise ganz konkreten Vorstellungen davon.

Denkt man zum Beispiel an London, sieht man in Gedanken rote Doppeldeckerbusse, die jahrelang das Stadtbild prägten und auch heute noch in bester Erinnerung sind; und Busse in Wüstenstaaten sind eigentlich immer weiß, oder?! Stellt man sich Busse in tropischen Ländern vor, dann denkt man eigentlich immer an überfüllte Kleinbusse, mit Reissäcken oder ähnlichem auf dem Dach, und definitiv ein paar Hühnern, Ziegen oder Schafen im Innenraum.

Hier in Costa Rica ist, soweit ich das beurteilen kann, eigentlich nichts so, wie man sich das bei einem tropischen Land vorstellt. Ganz im Gegenteil erinnern die Busse hier auf den ersten Blick sehr an Busse, wie man sie aus Deutschland kennt. Sie sind groß, so wie sich das für einen Bus gehört und dann haben viele von ihnen Werbeaufschriften, auch das kommt einem bekannt vor; zu guter Letzt steigt man vorne beim Fahrer ein, genauso wie zu Hause.

ABER sobald man dann in einen Bus gestiegen ist, merkt man sofort, dass man definitiv nicht in Deutschland ist. Bleibt man nämlich auf der Treppe stehen - zwischen einer Lichtschranke, die die ein- und aussteigenden Personen zählt - dann wird man von dem Fahrer (unfreundlich) ermahnt doch bitte nicht dort stehen zu bleiben, sondern weiterzugehen, denn bezahlen kann man auch später noch...
Wenn man sich dann an diese Vorgehensweise gewöhnt hat, lernt man schnell möglichst wenig Aufsehen erregend vor dieser Lichtschranke stehen zu bleiben, um den Fahrer nicht zu verärgern und dann beim überqueren direkt zu bezahlen. Doch auch hier ist nichts so, wie man es kennt: an der Stelle an der sich "normalerweise" die Kasse mit Fahrkartenausdruck befindet, ist ein großer Schwamm - ja, genau so ein Schwamm wie man ihn aus der Schule kennt, mit dem man beim Tafeldienst die Tafel putzen musste.


Auf der Oberseite sind Aussparungen, in denen der Busfahrer das Wechselgeld aufbewahrt. Diese Schwämme sind gelb und oft mit Palmen oder anderen Strandmotiven verziert. Manchmal, und so soll es doch für ein "katholisches" Land auch sein, sind die "Kassen" mit Jesusfiguren und Sprüchen verziert. Dass die Fahrer um Gottes Unterstützung bitten, ist bei der Fahrweise einiger Verkehrsteilnehmer und auch der Busfahrer selber auch nicht weiter verwunderlich...

Auch was den Innenraum der Busse betrifft unterscheiden sich die Busse enorm voneinander. So haben einige Lederbänke, andere Sitze sind aus Plastik oder gepolstert. Ich persönlich freue mich jedes Mal, wenn mein Bus Lederbänke hat. Denn die Plastiksitze sind definitiv zu unbequem und bei den gepolsterten Bänken, weiß man einfach nicht, wann sie das letzte Mal mit einem Dampfreiniger gesäubert worden sind.



Und genauso wie sicherlich jeder seine bevorzugte Sitzgelegenheit hat, hat auch jeder eine Lieblingsseite im Bus - da bin ich mir ganz sicher. Ich zum Beispiel bevorzuge es auf der linken, der Fahrerseite, möglichst weit hinten zu sitzen; dort aber auch nicht am Fenster, sondern am Gang, denn da ist die Chance geringer, dass sich jemand neben mich setzt, da ich, wie eigentlich jeder Mensch, am liebsten alleine sitze, um wenigstens annähernd meine Distanzzone vor den vielen Fremden zu wahren.

Ein Monat mittlerweile vergangen, in dem ich täglich zwei Stunden mit dem Bus unterwegs bin und es gibt etwas, das mir schon direkt zu Anfang aufgefallen ist; und zwar, dass sich Männer bei wenigen freien Plätzen natürlich am liebsten neben hübsche Frauen setzen. Was sie sich davon versprechen? Wahrscheinlich nichts; aber wenn man seine "Zone" schon teilen muss, dann doch am liebsten mit jemanden der einen (zumindest optisch) anspricht.

Zu guter Letzt hat auch das Anhalten des Busses seine ganz landestypischen Eigenheiten. Auf den Philippinen, einem dieser "tropischen Länder" klopft man einfach gegen die Busdecke oder schreit "anhalten", was ganz unproblematisch funktioniert . In Deutschland hingegen drückt man auf einen Knopf, um dem Fahrer anzuzeigen, dass man an der nächsten Haltestelle aussteigen möchte. Hier in Costa Rica ist das so eine Mischung des Ganzen. Einerseits gibt es in vielen Bussen Knöpfe, die man drücken muss/kann, andererseits verläuft durch viele Busse, an der Decke, eine Schnur an der man zieht, wenn man "demnächst" aussteigen möchte. Größtenteils halten die Busse dann an den dafür vorgesehenen Bushaltestellen an, aber teilweise kann man auch zwischendurch aussteigen. Nach diesem nicht wirklich zu durchschauenden Muster funktioniert übrigens auch das Zusteigen, was mich am Anfang sehr verwirrt hat.




Während meines Lebens habe ich aber gelernt mich schnell an neue Umstände zu gewöhnen und Dinge zu akzeptieren, die einfach anders sind - dies gilt vor allem für andere Länder und Kulturen. Das ist wahrscheinlich auch einer der Gründe dafür, warum vieles von dem, was mein Leben hier von dem in Deutschland unterscheidet, für mich schon so normal ist, dass es mir oft schwerfällt Unterschiede festzumachen. Das heißt nicht, dass ich diese Dinge nicht hinterfrage... Aber am Ende stelle ich immer wieder fest, dass es oft kein richtig oder falsch gibt, sondern dass man manche Unterschiede einfach annehmen muss.

Sonntag, 30. September 2007

Mi corazón dice "Si", si güevón!!!*

Mi corazón dice "No" al TLC!!! Ein Satz den ich immer mit meiner Zeit in Costa Rica verbinden werde. Kaum zu übersehen, denn hier in San José steht er überall.

Der Tratado de Libre Comercio, kurz TLC: ein Freihandelsabkommen zwischen den kleinen mittelamerikanischen Staaten und ihrem großen (Stief)bruder aus dem Norden. Egal wo man steht, läuft oder fährt, überall sind Menschen mit Buttons, Autos mit Aufklebern oder es hängen Flaggen und Banner vor den Häusern, die entweder für oder gegen den TLC sind.

Das Land, das vor fast 60 Jahren die Armee abgeschafft hat, um das dadurch gesparte Geld in Bildung zu inverstieren, ist zweigeteilt. Dass gerade dieses Land, das viele wegen ihrer Neutralität (und des verhältnismäßig hohen Wohlstands) auch als die Schweiz Lateinamerikas kennen, den Aufstand probt, hätte niemand gedacht. Ein Volk, das mit niemandem Streit haben will...ein Land, das von den Eroberern wegen seiner Rohstoffarmut und unbedeutenden strategischen Lage weitesgehend außer Acht gelassen wurde - auch wenn Kolumbus damals dachte auf eine "reiche Küste" gestoßen zu sein - der Staat mit der (zweit)hässlichsten Hauptstadt Mittelamerikas (nach Managua), umgeben von der schönsten Natur...ein Ort in dem einfach trotzdem alles "Pura Vida" ist...

Nun aber hat Costa Ricas Bevölkerung im Gegensatz zu der der anderen mittelamerikanischen Staaten - wo der TLC einfach von den Regierungen beschlossen wurde - die einzigartige Chance sich gegen den TLC zu Wehr zu setzen. Nein, hier hat man gekämpft, dafür mitreden zu dürfen. Man hat Kampagnen gestartet und ist auf die Straße gegangen.

Das Referendum steht nun vor der Tür und wie die Wahl ausgehen wird, weiß niemand so genau...dass man mit einem knappen Ergebnis rechnen muss, ist zwar jedem klar. Aber sollte der TLC genehmigt werden, bzw. sollte die Mehrheit der Bevölkerung sich für ein "Si al TLC" entscheiden, so sind sich viele Einwohner Costa Ricas sicher, ging es bei den Auszählungen nicht mit rechten Dingen zu!!!

Die Konsequenzen, die ein solches Abkommen für Costa Rica hätte sind schwer einzuschätzen, aber im großen und ganzen kann man sich an der Situation orientieren, die in den Mitgliedsstaaten dieses Vertrages anzutreffen sind. Für Mexiko - das als erstes mittelamerikanisches Land ein Freihandelsabkommen mit den USA eingegangen ist - und seine Landwirtschaft hatte es verheerende Folgen. Der genveränderte Mais, der nun ohne große Probleme aus den USA importiert werden konnte, wurde zu Preisen angeboten, die weit unter den Herstellungspreisen des Mais' der mexikanischen Bauern lagen. Nachdem dann die einheimischen Bauern "in den Ruin" getrieben wurden, hat man die Preise erhöht. Jaja...die freie Marktwirtschaft...



Die TLC-Gegner sind JEDEN Alters...


jeder sexuellen Überzeugung...


und können manchmal noch nicht mal sprechen...


No Al TLC Goes PahRtey... - Watch a funny movie here

Aber feiern und laut "No al TLC!" rufen...und das sogar mehrmals hintereinander


Die Demonstrationen am heutigen Sonntag, dem 30.09.2007, waren angesichts der 150.000 TLC-Gegner auf jeden Fall ein großer Erfolg. Ich bin gespannt, wie am nächsten Sonntag abgestimmt wird.

Für mehr Bilder hier:


*frei übersetzt: "Mein Herz sagt "Ja" (zum TLC), ja du Arsch!"