Dienstag, 2. Oktober 2007

Vergesst alles was ihr über das Busfahren zu wissen glaubt...






Münster ist, wie Peking bis vor einigen Jahren, eine Fahrradstadt, in Venedig fährt man Gondel, in Hanoi kommt man am schnellsten (aber definitiv NICHT am sichersten) auf einem Roller von einem Punkt zum anderen und in Kambodscha bin ich einmal nachts sieben Stunden hinten auf einem vollbepackten Pickup mitgefahren. Jeder Ort hat seine Eigenarten was Fortbewegungsmittel angeht. Das ist etwas, das reisen in eigentlich jedem Land zu etwas Besonderem macht: Busse zählen hierbei noch zu den gängigeren Verkehrsmitteln. Es gibt sie eigentlich überall und jeder hat so seine eigenen teilweise ganz konkreten Vorstellungen davon.

Denkt man zum Beispiel an London, sieht man in Gedanken rote Doppeldeckerbusse, die jahrelang das Stadtbild prägten und auch heute noch in bester Erinnerung sind; und Busse in Wüstenstaaten sind eigentlich immer weiß, oder?! Stellt man sich Busse in tropischen Ländern vor, dann denkt man eigentlich immer an überfüllte Kleinbusse, mit Reissäcken oder ähnlichem auf dem Dach, und definitiv ein paar Hühnern, Ziegen oder Schafen im Innenraum.

Hier in Costa Rica ist, soweit ich das beurteilen kann, eigentlich nichts so, wie man sich das bei einem tropischen Land vorstellt. Ganz im Gegenteil erinnern die Busse hier auf den ersten Blick sehr an Busse, wie man sie aus Deutschland kennt. Sie sind groß, so wie sich das für einen Bus gehört und dann haben viele von ihnen Werbeaufschriften, auch das kommt einem bekannt vor; zu guter Letzt steigt man vorne beim Fahrer ein, genauso wie zu Hause.

ABER sobald man dann in einen Bus gestiegen ist, merkt man sofort, dass man definitiv nicht in Deutschland ist. Bleibt man nämlich auf der Treppe stehen - zwischen einer Lichtschranke, die die ein- und aussteigenden Personen zählt - dann wird man von dem Fahrer (unfreundlich) ermahnt doch bitte nicht dort stehen zu bleiben, sondern weiterzugehen, denn bezahlen kann man auch später noch...
Wenn man sich dann an diese Vorgehensweise gewöhnt hat, lernt man schnell möglichst wenig Aufsehen erregend vor dieser Lichtschranke stehen zu bleiben, um den Fahrer nicht zu verärgern und dann beim überqueren direkt zu bezahlen. Doch auch hier ist nichts so, wie man es kennt: an der Stelle an der sich "normalerweise" die Kasse mit Fahrkartenausdruck befindet, ist ein großer Schwamm - ja, genau so ein Schwamm wie man ihn aus der Schule kennt, mit dem man beim Tafeldienst die Tafel putzen musste.


Auf der Oberseite sind Aussparungen, in denen der Busfahrer das Wechselgeld aufbewahrt. Diese Schwämme sind gelb und oft mit Palmen oder anderen Strandmotiven verziert. Manchmal, und so soll es doch für ein "katholisches" Land auch sein, sind die "Kassen" mit Jesusfiguren und Sprüchen verziert. Dass die Fahrer um Gottes Unterstützung bitten, ist bei der Fahrweise einiger Verkehrsteilnehmer und auch der Busfahrer selber auch nicht weiter verwunderlich...

Auch was den Innenraum der Busse betrifft unterscheiden sich die Busse enorm voneinander. So haben einige Lederbänke, andere Sitze sind aus Plastik oder gepolstert. Ich persönlich freue mich jedes Mal, wenn mein Bus Lederbänke hat. Denn die Plastiksitze sind definitiv zu unbequem und bei den gepolsterten Bänken, weiß man einfach nicht, wann sie das letzte Mal mit einem Dampfreiniger gesäubert worden sind.



Und genauso wie sicherlich jeder seine bevorzugte Sitzgelegenheit hat, hat auch jeder eine Lieblingsseite im Bus - da bin ich mir ganz sicher. Ich zum Beispiel bevorzuge es auf der linken, der Fahrerseite, möglichst weit hinten zu sitzen; dort aber auch nicht am Fenster, sondern am Gang, denn da ist die Chance geringer, dass sich jemand neben mich setzt, da ich, wie eigentlich jeder Mensch, am liebsten alleine sitze, um wenigstens annähernd meine Distanzzone vor den vielen Fremden zu wahren.

Ein Monat mittlerweile vergangen, in dem ich täglich zwei Stunden mit dem Bus unterwegs bin und es gibt etwas, das mir schon direkt zu Anfang aufgefallen ist; und zwar, dass sich Männer bei wenigen freien Plätzen natürlich am liebsten neben hübsche Frauen setzen. Was sie sich davon versprechen? Wahrscheinlich nichts; aber wenn man seine "Zone" schon teilen muss, dann doch am liebsten mit jemanden der einen (zumindest optisch) anspricht.

Zu guter Letzt hat auch das Anhalten des Busses seine ganz landestypischen Eigenheiten. Auf den Philippinen, einem dieser "tropischen Länder" klopft man einfach gegen die Busdecke oder schreit "anhalten", was ganz unproblematisch funktioniert . In Deutschland hingegen drückt man auf einen Knopf, um dem Fahrer anzuzeigen, dass man an der nächsten Haltestelle aussteigen möchte. Hier in Costa Rica ist das so eine Mischung des Ganzen. Einerseits gibt es in vielen Bussen Knöpfe, die man drücken muss/kann, andererseits verläuft durch viele Busse, an der Decke, eine Schnur an der man zieht, wenn man "demnächst" aussteigen möchte. Größtenteils halten die Busse dann an den dafür vorgesehenen Bushaltestellen an, aber teilweise kann man auch zwischendurch aussteigen. Nach diesem nicht wirklich zu durchschauenden Muster funktioniert übrigens auch das Zusteigen, was mich am Anfang sehr verwirrt hat.




Während meines Lebens habe ich aber gelernt mich schnell an neue Umstände zu gewöhnen und Dinge zu akzeptieren, die einfach anders sind - dies gilt vor allem für andere Länder und Kulturen. Das ist wahrscheinlich auch einer der Gründe dafür, warum vieles von dem, was mein Leben hier von dem in Deutschland unterscheidet, für mich schon so normal ist, dass es mir oft schwerfällt Unterschiede festzumachen. Das heißt nicht, dass ich diese Dinge nicht hinterfrage... Aber am Ende stelle ich immer wieder fest, dass es oft kein richtig oder falsch gibt, sondern dass man manche Unterschiede einfach annehmen muss.

1 Kommentar:

Manuel Valdes hat gesagt…

Two posts???? You have spent, at least, 13 hours on this blog for the past week and you have two posts?